Die Mitgliedschaft im Pforzheimer Turngau ermöglichte dem Turnverein Dillweißenstein, Kontakt mit Gleichgesinnten aus anderen Orten aufzunehmen und auch der erste öffentliche Auftritt ließ nicht lange auf sich warten, fand doch im Jahr 1881 in Pforzheim das I. Gauturnfest statt. 20 Turner und 24 Zöglinge zeigten ihr Können, das von Gesangsbeiträgen und Freiübungen umrahmt wurde. Dazu gehörte auch das anschließende gemütliche Beisammensein, das in Pforzheim in "Otto Keppel's Bierhalle" seinen Ausklang fand.

1878 hatte der Turnverein Dillweißenstein 27 aktive Turner, 11 Zöglinge und 9 passive Mitglieder. Damals wie heute war der Verein ständig bemüht, seine Mitgliederzahl zu erhalten beziehungsweise auszubauen. Für die Aktiven herrschten strenge Regeln: Versäumnisse beim Turnen oder gar Fehlen bei einer Turnveranstaltung wurden mit einer ernsthaften Rüge oder gar Geldbuße bestraft - mehrfach begangene "Delikte" führten zum Ausschluss aus dem Verein. Eine ungewöhnliche Idee für das Anwerben neuer Mitglieder war wohl der Entschluss, den Mitgliedsbeitrag von 30 Pfennig auf 20 Pfennig zu ermäßigen. Es lässt sich heute leider nicht nachweisen, ob diese Aktion einen direkten Einfluss auf die Mitgliederzahl hatte. 30 Pfennige waren zur damaligen Zeit etwa 10 Prozent vom Durchschnittstagelohn eines gewöhnlichen Arbeiters. Mit 20 Pfennigen konnte man sich ein ein Pfund Weizenbrot kaufen und bekam einen Pfennig zurück. Die Butter zum Brot war vergleichsweise teuer, sie kostete damals 117 Pfennige.

Die erste größere Aufgabe als Mitgliedsverein des Turngaus Pforzheim kam auf den Turnverein Dillweißenstein zu, als ihm im Jahr 1894 die Ausrichtung des Gauturnfestes des Turngaues übertragen wurde. Festpräsident war der Vereinsgründer Heinrich Heyd. Für die Turner aus Dill- und Weißenstein war es ein bedeutungsvolles Datum, wurde doch dort auch die Turnfahne geweiht. Eine Vereinsfahne war der zentrale Gegenstand turnerischer Identität. Die Gestaltung, also Farbzusammensetzung und Symbolik des als wertvollen Besitz betrachteten Stücks, wurde mit Bedacht ausgewählt. Obwohl nichts über die genaue Ausgestaltung der Feier überliefert ist, darf angenommen werden, dass die Fahnenweihe in der Kirche stattgefunden hat und vielleicht von einem Festzug begleitet wurde. Zu beiden Feierlichkeiten lud man meistens weitere Turn- und andere örtliche Vereine ein, die durch ihre Präsenz die gesellschaftliche Wertschätzung deutlich machten. In den Jahren kurz vor der Jahrhundertwende trat der Verein immer häufiger in der Öffentlichkeit auf und entsandte Turner in die nähere oder weitere Umgebung. Dazwischen wurde weiterhin in Gaststätten geturnt und vor allem im Winter standen nur die Nebenräume zur Verfügung. Für eine kurze Zeit kamen die Turner in der "Krone" unter, dann in der "Traube" am Ludwigsplatz, schließlich im "Gasthaus zur Rose" und später dann für viele Jahre in der "Linde".

Auf einer außerordentlichen Generalversammlung des Turnvereins Dillweißenstein wurde am 15. Januar 1889 beschlossen, eine Sängerabteilung zu gründen. Gesang war seit Jahn ein wichtiger Bestandteil des Turnerlebens, waren doch Lieder nicht nur Ausdruck von Kraft und Lebensfreude einer jungen aufstrebenden Turnbewegung, sondern eigneten sich auch auf ideale Weise, die politischen Ziele der Turner zu verbreiten. Gesungen wurde bei sehr verschiedenen Gelegenheiten: auf dem Turnplatz, vor Mitgliederversammlungen, bei Festen und Feierlichkeiten und vor allem beim Wandern. Zum 11. Juni 1889 hatte die Sängerabteilung unter ihrem Vorstand Christof Bäuerle 43 Sänger und 11 passive Mitglieder. Die Sangesfreude des Turnvereins hielt allerdings nur zwei Jahre: auf der Generalversammlung am 21. September 1901 wurde die Abteilung wieder aufgelöst. 1896 wurde der Turnerbund Weißenstein gegründet. Über die Absichten der Gründer ist leider nichts zu erfahren. Interessant ist in diesem Zusammenhang vielleicht der Hinweis, dass bereits 1891 auf Erlass des Großherzogs der bisherige Gemeindename "Dill- und Weißenstein" durch die Bezeichnung "Dillweißenstein" ersetzt werden musste. Ob es zwischen dieser Verordnung und der Gründung eines Turnvereins, der wohl bewusst den Namen des anderen Teilorters trägt, "turnerische" Auseinandersetzungen gab wissen wir nicht. Fest steht allerdings, dass nach über zehn Jahren, nämlich 1907, auf dem Platz des heutigen Freibades ein großes Turnfest mit der Fahnenweihe des Turnerbunds Weißenstein stattgefunden hat. Auch sie fanden zunächst nur in einem Gasthaus eine Unterkunft: Die "Burg Rabeneck", ein Gasthaus in unmittelbarer Nähe zur gleichnamigen Burg, empfahl in Broschüren aus der damaligen Zeit ihren "großen Saal mit Bühne, sowie geräumige Nebenzimmer für Vereine und Gesellschaften".

Dazwischen allerdings, im Jahr 1901, hatte der Turnverein 1876 Dillweißenstein bereits das erste Vereins-jubiläum gefeiert, dem der Vereinsgründer Heinrich Heyd zum letzten Mal als Festpräsident vorstand. Den Protokollen ist zu entnehmen, dass sich der Verein schon seit 1899 um den Bau einer Turnhalle bemüht hat. Sogar erste Skizzen wurden angefertigt, die allerdings nicht zur Realisierung gelangten. Nachdem ein Turnplatz auf dem Sonnenhof aufgegeben werden musste, genehmigte der Gemeinderat ein Gesuch um die Erweiterung eines Turnplatzes an der Huchenfelder Straße. Von den Vereinsmitgliedern mit großem Engagement ausgebaut, entsprach der kleine Platz mit seinem steinigen und unebenen Untergrund wohl nicht den gewünschten Anforderungen. Und zur Enttäuschung aller, schließlich hatte man 4000 Mark investiert, wurde der Platz vor der Eingemeindung nicht dem Verein übertragen. Die Eingemeindung Dillweißensteins hat ebenfalls ein längere Geschichte, deren Details hier nicht näher ausgebreitet werden sollen. Nur soviel: Bereits 1904 fanden die ersten Verhandlungen mit Pforzheim statt, da die Dillweißensteiner vor den Toren der Stadt eine Kläranlage planten. Es war wohl die Furcht vor den Abwässern, die das Pforzheimer Versprechen beflügelten, Dillweißenstein werde bis 1914 den Anschluss an das Straßenbahnnetz erhalten. Tatsächlich wurde das Versprechen erst 1927 mit der Linie Marktplatz - Auer Brücke - Calwer Straße - Kupferhammer - Dillweißenstein ein gelöst. Die Eingemeindung selbst wurde bereits früher vorgenommen, nämlich zum 1. Januar 1913